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Paul Knaußt und Florian Seida gewinnen den Masingpreis 2019

Paul Knaußt und Florian Seida gewinnen den Masingpreis 2019

Am 25.1.2020 ging im festlichen Rahmen im Stadthaus Michelstadt der Professor-Walter-Masing-Preis 2019 an Paul Knaußt und Florian Seida. Der amtierende Lions Präsident und Bürgermeister Stephan Kelbert hob die beeindruckenden Leistungen der Preisträger heraus, bevor als Festredner Dr. G. Rainer Hofmann seinen Vortrag über die doch begrenzte Intelligenz der künstlichen Intelligenz hielt. Der festliche Event wurde von der Musikschule Odenwald gestaltete.

Professor-Walter-Masing-Preis 2019
Professor-Walter-Masing-Preis 2019

Michelstadt, 25. Januar 2020.

Zum 15. Mal bewarben sich herausragende Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufen der Schulen des Odenwald­kreises um den Preis des Lions Clubs Odenwald.

Mit dem Wettbewerb wird an den 2004 verstorbenen Professor Dr. Walter Masing erinnert. Der Physiker zählt zu den bekanntesten Persönlichkeiten des Oden­waldes. Die Dr. Masing & Co. GmbH in Erbach (heute Bosch-Rexroth) wurde von ihm mitgegründet. Er war Mitgründer, erster Präsident und Ehrenmitglied der Deut­schen Gesellschaft für Qualität. Zugleich gab er den Anstoß für die Gründung der heute im Qualitätsmanagement führenden Zeitschrift „Qualität und Zuverlässig­keit“. Er wurde ihr erster Herausgeber und dann Ehren­herausgeber. Sein Schaffen krönte er mit der Herausgabe des „Handbuchs des Qualitäts­managements“, das in 6. Auflage auch heute noch das Standardwerk für jeden Qualitäts­manager ist. Als hervorragender Redner auf internationalen Kongressen und durch viele an­dere Akti­vitäten bleibt er unvergessen.

 

Wiederum fanden sich im festlich geschmückten Stadthaus von Michelstadt über 100 Gäste zur Feier der Preisverleihung ein. Der derzeitige Präsident des Lions Clubs Odenwald, Bürgermeister Stephan Kelbert, begrüßte die Gäste und moderierte den Ablauf der Feier. Dabei merkte er anfangs an, dass es eine der schönsten Aufgaben als Präsident ist, bei der Jury zur Auswahl der Masing-Preisträger Gastmitglied zu sein. Er bedankte sich für diese Einladung zur Mitwirkung bei der Findung würdiger Preisträger oder Preisträgerinnen. Stephan Kelbert betonte, dass er nun etwas von der immer wieder geäußerten Vorstellung geheilt sei, die kommende Generation sei den digitalen Heraus­forderungen nicht gewachsen. Seit 2005 wird der Preis vom LC Odenwald vergeben und seitdem lernen wir beeindruckende wissbegierige leidenschaftliche Forscher-Persönlichkeiten kennen, die uns Hoffnung und Anlass zu Optimismus auf dem Weg zu einem lebenswerten und stabilen Miteinanders auf unserem Planeten geben, so Stephan Kelbert. Weiter meinte er: Der Masing-Preis hat natürlich auch ein wenig den Charakter eines Neujahrs-Empfangs, in dem sich unser LC Odenwald, die befreundeten Clubs und die regionale politische Prominenz bei einem schönen Anlass begegnen. Wir können die Bindungskräfte der Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen und auf verschiedene Arten stärken - diese Veranstaltung ist eine davon. Und wir halten noch dazu das Andenken an Walter Masing, unseren Club-Mitbegründer auf diese Art und Weise aufrecht.

 

Richard Knapp erörterte in seiner Laudatio für die Preisträger zunächst den besonderen Wert wissenschaftlich sauberer Vorgehensweise bei der Forschung. Für wissenschaftliches und politisches  Arbeiten, bei dem vom Ergebnis her gedacht wird und Fakten nicht zur Kenntnis genommen werden, habe der Physiker Richard Feynman den Begriff des „Cargo-Kultes“ geprägt. Dieser Begriff lehne sich an einen Kult an, den Einheimische auf den Samoa-Inseln nach dem 2. Weltkrieg entwickelten, nachdem die dortigen US-Stützpunkte verlassen wurden und damit auch die Waren aus der Luft nicht mehr auf den Inseln ankamen. Mit nachgebauten Landepisten und Flughafengebäuden aus Holz versuchten sie, die vermeintlichen Götter wieder anzulocken. Der Lions-Club Odenwald zeichne mit seinem Preis junge Menschen aus, die für das Gegenteil von Cargo-Kult stünden, die neben besonderer Leistungsfähigkeit in den MINT-Fächern schon in jungen Jahren zeigten, dass sie für kritisches Denken und selbstständiges, verantwortungsbewusstes Arbeiten stünden – ganz so wie der Namensgeber des Preises, Prof. Dr. Walter Masing.

In diesem Sinne würdigte er im Namen der Jury die Leistungen von Melina Mrkaljevic und Lukas Schnellbacher (beide vom Gymnasium Michelstadt) als außerordentlich beein­druckend. Beide wurden mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet. In besonderer Weise erfüllten in diesem Jahr jedoch die beiden Preisträger des Walter-Masing-Preises, Paul Knaußt (Oberzent-Olfen) und Florian Seida (Brensbach-Wersau), die Kriterien der Jury. Beide legten im Frühjahr 2019 am Beruflichen Schulzentrum Odenwald ihr Abitur mit herausragenden Ergebnissen in den MINT-Fächern ab. Beide Personen arbeiten im Spezialgebiet Informatik, in dem sie es zu beeindruckenden Leistungen und selbstständig erstellten Facharbeiten von außerordentlicher Qualität gebracht hätten. Während Paul Knaußt modell­haft habe zeigen können, wie man einen selbst konstruierten Roboter-Arm über ein Smart­phone steuern kann, das drahtlos mit einem Arduino-Kleincomputer über eine selbst progra­mmierte Schnittstelle zusammenarbeite, habe Florian Seida ein kleines Buch verfasst, in dem er eine fundierte und sehr kompetente Anleitung zur Programmierung von Android-Smartphones präsentiere. Darüber hinaus engagierten sich beide Preisträger auch im sozia­len Bereich. So sei sich die Jury sicher, aus einem beeindruckend niveauvollen Teilnehmer­feld von sechs Bewerberinnen und Bewerbern letztlich die richtigen Preisträger ausgewählt zu haben.

 

Präsident Stephan Kelbert gratulierte den Preisträgern und den besonders Ausgezeichneten und überreichte die Preise. Passend zur Laudatio erhielten alle ein Buch von Richard Feynman.

 

In seinem Festvortrag "Sind Computer den Menschen überlegen?" griff Professor Dr. Georg Rainer Hofmann von der Technischen Hochschule Aschaffenburg die Warnung von Stephen Hawking aus dem Jahr 2001 auf: Computer werden intelligenter sein als Menschen; es besteht also die Gefahr, dass die Geräte eigene Intelligenz entwickeln und die Welt dominieren werden. Professor Hofmann zeigte zunächst aus einer erkenntnistheoretischen Perspektive, dass die Befürchtungen die maschinelle Künstliche Intelligenz (KI) könnte den Menschen in abseh­barer Zeit "in allen Belangen" überlegen sein, wohl zu Unrecht besteht.  Er erläuterte die Er­kenntnis, dass die populäre Diskussion vor eher den falschen Phänomenen warnt und machte konsequenterweise aufmerksam auf einige reale Gefahren einer zunehmenden nicht-sinnhaften Automatisierung.

 

Die Menschen beschäftigen sich schon seit sehr langer Zeit mit – zum Teil auch gefährlichen – Automaten. Einer der ersten solcher Automaten waren etwa Fallgruben.  Man programmiert nicht-humane neuronale Netzwerke (wie beim Dressieren von Tieren) und unterwirft sich Normativen Maschinen, wie etwa einem Wecker, der ein Aufwachen "befehlen" kann. Die Menschen haben daher gelernt, einer drohenden Dominanz durch sinnlose oder unausgereifte Prozesse und Maschinen im Alltag und im Berufsleben entsprechend entgegen zu treten.  Bei Nicht-Sinnhaftigkeit einer KI muss daher immer das Ausschalten solcher Automaten möglich sein. Die soziale und menschliche Kontrolle über die neuen Maschinen der KI darf nicht verloren gehen. Hofmann warnte vor nicht-sinnhafter Automatisierung, die dem Menschen seine Handlungsautonomie nimmt, weil sie nicht mehr korrigierbare Prozesse beinhaltet. Dies sei die eigentliche Gefahr, der die gesamte Gesell­schaft begegnen muss – es ist weniger die Technologie der „Künstlichen Vernunft“ an sich.

 

Die Preisträger

Auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) „hungrig bleiben“ wollen die beiden Preisträger des Professor-Walter-Masing Preises 2019, Paul Knaußt und Florian Seida. In einer kurzen Dankesrede brachten sie gegenüber dem Lions-Club Odenwald und dessen Jury ihre Freude über die Ehrung zum Ausdruck. Sie sprachen den Dank auch im Namen der weiteren Bewerber Melina Mrkaljevic und Lukas Schnellbacher aus, die eine Auszeichnung erhielten. Florian Seida und Paul Knaußt skizzierten den Werdegang ihrer Besonderen Lernleistung, die von Frau Dr. Günzel als Tutorin am Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis im Rahmen der Abiturprüfung in fordernder und fördernder Weise unterstützt wurde. Sie dankten ihr als treibende Kraft hinter der Bewerbung mit ebendieser besonderen Lernleistungen um den Professor-Walter-Masing-Preis sowie den Gutachtern Herr Dr. Trnka und Dr. Seifert für deren befürwortenden Stellungnahmen. 

 

Paul Knaußt hat eine App für Apple iPhones entwickelt, die eine Bluetooth-Verbindung zu einem Mikrocontroller herstellt, um eine Kommunikation zu ermöglichen. Florian Seida hat seine Besondere Lernleistung in Form eines Buches abgelegt. Es soll fortgeschrittenen Programmierern den Einstieg in die Android-App Programmierung ermöglichen.  Abschließend hoben sie hervor, dass die Lehrer die Schule zu einem wichtigen interessefördernden Ort machen und das Engagement des Lions-Club Odenwald für sie beide „Lob, Ermutigung und Anerkennung“ sei. 


Die gesamte Veranstaltung fand durch die Beiträge der Musikschule Odenwald einen würdigen Rahmen: Zu Beginn trug Merdan Ögüt mit gefühlvoller, ein­dring­licher Stimme das von Claude-Michel Schönberg komponierte Lied „Empty Chairs at Empty Tables“ aus dem Musical „Les Miserables“ vor. Für die harmonische Klavierbegleitung sorgte Barbara Zintl. Der inzwischen den Zuhörern bekannte und bewunderte Lovis Weller spielte diesmal auf seiner Klarinette die Etüde Nr.12 von Baermann in d- moll. Am Klavier begleitete ihn Peter Martin. Auch Emil Engelhardt war bei der Feier kein Unbekannter mehr. Diesmal erfreute er mit der bekannten Arie „Di provenza il mar, il suol“ aus der Oper „La Traviata“ von Guiseppe Verdi, einem Stück mit dem Engelhardt sein hohes Niveau erneut eindrucksvoll unter Beweis stellte.

 

Die Zuhörer bedankten sich bei allen Musikern mit kräftigem Applaus. Ohne die Musikschule Odenwald wären die impo­nierenden Leistungen und die gezeigte Perfektion kaum möglich. Für den Lions Club Odenwald ist es ein wichtiges Anliegen, jungen Instru­mentalisten und Sängern der Musik­schule Odenwald Ge­legenheit zu geben, ihr Können öffentlich und im ent­spre­chenden Rahmen vorzutragen.

 

Präsident Stephan Kelbert schloss die Feier mit einem Dank an alle Mitwirkenden und lud alle zum anschließenden Empfang im Nebenraum ein. Viele Besucher nutzten die Gele­genheit zum geselli­gen Gedanken­aus­tausch in schöner Atmosphäre.

 

 

Ref. Presse & Öffentlichkeitsarbeit: Günter Specht & Ulrich Demuth