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Lions Club Odenwald vergab Professor-Walter-Masing-Preis 2016

Lions Club Odenwald vergab Professor-Walter-Masing-Preis 2016

Von links nach rechts: Laudator Dr. Benno König, Daniel Degterjow, Anna Marleen Weidlich, Präsident Dr. Heinrich Fischer

Der Wettbewerb des Lions Clubs Odenwald unter Schülern gymnasialer Oberstufen des Odenwaldkreises um die Auszeichnung mit dem Professor-Walter-Masing-Preis 2016 für nachhaltig herausragende schulische Leistungen und Interessen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich endete mit einer feierlichen Festver­anstaltung im Stadthaus der Stadt Michelstadt am Samstag, dem 21. Januar 2017. Über 130 Gäste kamen, um der Vergabe des Preises an Anna Marleen Weidlich und Daniel Degterjow beizuwohnen. Daneben wurde Caroline Kraus, Yannick Ullmann, Sonja Weyrauch, Karen Zolinski und Johanna Jung die erfolgreiche Wettbewerbs­teilnahme bescheinigt. Die beiden Wettbewerbssieger erhielten von Präsident Dr. Heinrich Fischer ein Preisgeld. Allen wurden die Urkunde und ein Buchgeschenk überreicht. Präsident Fischer führte in gekonnter Art durch die gesamte Veran­staltung.

 

Die Laudatio hielt Dr. Benno König. Vor der Würdigung der Leistungen der beiden Sieger ging er in einer lockeren und humorvollen Rede auf das Leben des in Deutschland wenig bekannten Mathematikers und Physikers Paul Dirac ein. Er war wie Einstein, Heisenberg und Schrödinger einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts. Dirac hat die Erkenntnisse zur Zusammensetzung der Atome wie kaum ein anderer Physiker voran gebracht. Zugleich war er Mitbegründer der Quantenphysik. Mit der nach ihm benannten Dirac-Gleichung hat er es 1928 ermöglicht, die Spezielle Relativitätstheorie von Einstein und die Quantenphysik harmonisch zu verbinden. Dafür wurde ihm, der in Cambridge lehrte, 1933 zusammen mit Heisenberg und Schrödinger der Nobelpreis für Physik ausge­händigt. Aber was kann den Preisträgern und uns allen das Wissen über die Person Paul Dirac vermitteln? Er war sicher ungewöhnlich begabt und hatte es im Elternhaus nicht einfach; aber ohne seinen unermüdlichen Fleiß, seine selbstkritische Art, seine Kreativität, seine höchsten Ansprüche an sich selbst und seinen Mut, seine Erkenntnisse in der Fachwelt gegen die herrschende Meinung zu vertreten, hätte er den Durchbruch seiner Ideen wohl kaum erreichen können. Er hat sich nicht mit Randfragen beschäftigt, sondern mit den zentralen ungelösten Problemen seines Faches. Mehrere Jahre war er Außenseiter, der manchmal wegen seiner Ideen belächelt wurde. Aber er war immer bereit, als Wissenschaftler auch scheitern zu können.

 

Von Nobelpreisen sind die Preisträger des Professor-Walter-Masing-Preises noch weit entfernt, und dennoch gibt es trotz aller Unterschiede Parallelen zu Dirac. Die Preisträgerin Anna Marleen Weidlich hat im letzten Jahr am Gymnasium Michelstadt mit der Traumnote 1,0 das Abitur absolviert. Sie hatte ihren Schwerpunkt im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Von den Gutachtern wurde sie hoch gelobt. In hochrangigen Wettbewerben schnitt sie hervorragend ab. Auch die Jury hat sie tief beeindruckt. Der zweite Preisträger Daniel Degterjow wird in diesem Jahr am Gymnasium Michelstadt sein Abitur ablegen. Auch er hat einen klaren natur­wissenschaftlichen Schwerpunkt und hervorragende Noten. Die Gutachten sind ähnlich positiv. Sein Wissen und seine Interessen gehen weit über den Unterrichts­stoff hinaus. Vollkommen selbständig entwickelt er seit mehreren Jahren eine Anwendung für ein Smartphone, um es als mobiles 12-Kanal-EKG-Gerät mit berührungslosen Sensoren nutzen zu können. Damit kommt er der Persönlichkeit des im Jahre 2004 gestorbenen Physikers Professor Dr. Walter Masing, dem Wissenschaftler und Unternehmer, besonders nahe. Auch die anderen Wettbewerbsteilnehmer hat Benno König gewürdigt. Alle werden demnächst sehr wahrscheinlich ein sehr gutes Abitur machen.

 

Es war nach der Rede von Benno König kaum noch eine Überraschung. Alle erhielten als Erinnerungsgeschenk die kürzlich von Graham Farmelo unter dem Titel „Der seltsamste Mensch“ erschienene kurzweilig geschriebene, sehr lesenswerte Biografie von Paul Dirac. Diese bietet nicht nur Einblicke in Anforderungen an außergewöhnliche wissenschaftliche Leistungen, sondern auch in die Geschichte der Physik des 20. Jahrhunderts.

 

Den Festvortrag hielt Frau Professor Dr. Katja Schmitz vom Fachgebiet Biochemie der Technischen Universität Darmstadt. Zum ersten Mal referierte damit eine Wis­senschaftlerin bei diesem Festakt. Mit ihrer sympathischen, klaren Vortragsweise konnte sie trotz des schwierigen Themas die Zuhörer schnell für sich gewinnen.  Sie hat eine beeindruckende inter­nationale Karriere nachzuweisen. Ihr Veröffentlichungs­verzeichnis ist sehr umfangreich und weist vorwiegend Publikationen in englischer Sprache auf. In ihrem Vortrag ging sie auf die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) ein, die eine zentrale Rolle bei der körpereigenen Abwehr von Krankheitserregern spielen. Es war faszinierend in Filmen zu sehen, wie ihnen spezielle Signalproteine des Immunsystems (Chemokine) ihren Weg zum Entzündungsherd weisen. Im Team von Frau Professor Schmitz geht es darum, diese Vorgänge genauer zu verstehen und zu beschreiben. Damit wird die Grundlage für neue Thera­piekonzepte gelegt. Ihr Vortrag verdeutlichte zugleich, dass in diesem Bereich nur mit interdisziplinärer Forschung voran zu kommen ist. Die Biochemie, die Chemie, die Biologie, die Medizin, die Mikroskopie und die Bildverarbeitung sowie die Informatik sind wesentliche Bestandteile des Forschungsansatzes.

 

Wunderschön war wiederum die Begleitung der gesamten Veranstaltung durch Schüler der Musikschule Odenwald. Solisten waren Lovis Weller mit der Klarinette, Anna Klewar am Klavier und Anne Maurer mit ihrem Gesangspart. Dabei wurden sie von ihren Musiklehrern Jakob März, Peter Martin und Barbara Zintl unterstützt. Der Lions Club Odenwald möchte auf diese Weise den musikalischen Nachwuchs fördern und bietet den jungen Könnern mit dieser Veranstaltung eine gute Gelegenheit, ihr Können öffentlich vorzutragen.

 

Präsident Dr. Fischer schloss die gelungene Feier mit einem Dank an alle Mitwirkenden. Ein anschließender Empfang führte zu einem geselligen Gedanken­austausch unter den zahlreichen Besuchern. (sp)